BZ 38 - Weihnachten 2002
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Starker Regen und viel Arbeit für die Feuerwehr
Es hatte bereits mehrere Tage im Kreis Steinburg starke Regenfälle gegeben, als am 18. Juli 2002 um
10:58 Uhr die Feuerwehr Borsfleth über Sirenenalarm zu einem Unwettereinsatz gerufen wurde. Im
Einsatzfax hieß es: Unwetterschaden klein, Unwetter/Kellerlenzen. Ein ganz normaler Einsatz, der
in 1-2 Stunden abgearbeitet sein wird, so die Meinung der ausrückenden Feuerwehrkräfte.
Nach demEintreffen am Einsatzort in der Gustav-Augustin-Straße wird festgestellt, dass bei der
betroffenen Familie Grundwasser in mehreren dicken Strahlen durch das Mauerwerk eines Kelleraußeneingangs drückt
und von dort in die Kellerräume läuft. Während der Hauseigentümer selbst mit einer Tauchpumpe dem
Wasser den Kampf ansagt, wird auch die große Pumpe der Feuerwehr in Stellung gebracht. Es stellt
sich jedoch heraus, das diese Pumpe immer wieder Luft ansaugt, und nicht effektiv eingesetzt werden
kann so dass sie durch eine geliehene, leistungsstarke Tauchpumpe der Firma Peters-Bau ersetzt wird.
In der Zwischenzeit haben sich auch andere Anwohner der Gustav-Augustin-Straße bei der Feuerwehr
gemeldet und berichtet dass auch bei ihnen Wasser in die Keller läuft. Nach einer weiteren
Lageerkundung wird festgestellt, dass das Klärwerk am Ende der Straße die Wassermassen nicht mehr
verarbeiten kann und überläuft. Die Pumpe der Feuerwehr wird deshalb dort in Stellung gebracht, und
das Wasser in einen Abwassergraben einer benachbarten Weide gepumpt, der Richtung Krempe fließt.
Inzwischen Nachmittag geworden, hat sich eine wesentliche Verbesserung der Lage durch den Einsatz
der Feuerwehrpumpe noch nicht eingestellt. Auch ein angeforderter Monteur, der sich mit den
ausgefallenen Pumpen der Kläranlage auskennt, lässt auf sich warten.
Erst der Einsatz von 3 Güllewagen, die im 15 Minutentakt 17000 Liter Wasser abfahren, und der Einsatz einer
leistungsstarken, von einem Traktor betriebenen Pumpe, bringen den gewünschten Erfolg. Bis in die
Abendstunden werden so über 300000 Liter Wasser abgepumpt. Als sichergestellt ist, das der
Wasserstand in der Kläranlage mit der Traktorbetriebenen Pumpe gehalten werden kann, werden die
Güllewagen aus dem Einsatz genommen und eine Nachtschicht eingeteilt, die die Pumpenkontrolle
übernehmen soll. Gegen 23:00 Uhr sind fast alle Feuerwehrkräfte zu Hause und freuen sich auf den
wohlverdienten Schlaf.
Erneut einsetzende starke Regenfälle lassen die Nachtruhe allerdings am
Freitag morgen um 2:02 Uhr durch den Klang der Sirene jäh enden. Sowohl in der Gustav-Augustin-Straße
wie auch in der Carl-Lensch-Straße sind mehrerer Keller vollgelaufen oder drohen voll zulaufen, die
Ortsdurchfahrt Büttel steht auf einer Länge von ca.100 Metern unter Wasser und die
Gustav-Augustin-Straße ist im Bereich des Klärwerks völlig überflutet. Mit der Pumpe der Feuerwehr,
privaten Tauchpumpen von Feuerwehrkameraden und schnell geliehenen Pumpen der Firma Peters- Bau
werden zuerst die vollgelaufenen Keller leer gepumpt und somit größerer Schaden an Heizungsanlagen
und elektrischem Gerät wie Kühltruhen verhindert. Zeitgleich wird mit dem Gemeindearbeiter die
Ortsdurchfahrt Büttel durch das Aufstellen von Warnschildern gesichert, und die Feuerwehr Blomesche
Wildnis zur Unterstützung angefordert. Zusammen mit den Kameraden aus der Blomeschen Wildnis wird
bis in die frühen Morgenstunden gepumpt, bis diese zu einem Einsatz im eigenen Gemeindegebiet
gerufen werden. Die Feuerwehr Borsfleth setzt diese Arbeit im Ortskern den ganzen Freitag über
fort wobei auch wieder Güllewagen im Bereich des Klärwerks zum Einsatz kommen.
Gegen Mittag erweitert sich der Einsatzbereich für die Borsflether Feuerwehrkräfte. Im
Borsflether Büttel steht der Großteil eines Gartens unter Wasser und in Ivenfleth werden ebenfalls
zwei Häuser vom Wasser bedroht. Während der Familie im Büttel durch den Einsatz einer Pumpe schnell
geholfen werden kann und sich der Wasserpegel durch die im Ortskern eingesetzten Kräfte halten
lässt, verschlechtert sich die Lage in Ivenfleth im Laufe des Nachmittags erheblich. Trotz des
Einsatzes von Pumpen steigt das Wasser weiter an, so das am Abend aus Glückstadt zahlreiche
Sandsäcke angefordert werden, die um die betroffenen Gebäude gelegt werden. Durchsickerndes Wasser
wird mit Tauchpumpen wieder zurück über die Sandsäcke gefördert. Durch diese Maßnahmen gelingt es
der Feuerwehr auch dort größeren Schaden zu vermeiden.
Noch während der Arbeiten in Ivenfleth meldet sich ein Anwohner aus der Straße Im Kloster bei
den im Ortskern eingesetzten Kräften und teilt ihnen mit das auch sein Keller voll zulaufen droht,
worauf umgehend einige Kameraden mit Pumpen dorthin in Marsch gesetzt werden. Die Nacht von Freitag
auf Samstag verläuft weitgehend ruhig und beschränkt sich für die im Schichtdienst eingesetzten
Kräfte lediglich auf die Kontrolle der eingesetzten Pumpen.
Am Samstagvormittag werden die Arbeiten im vollen Umfang wieder aufgenommen. In der Ortsdurchfahrt
Büttel wird das Restwasser von der Straße gepumpt und einigen Hauseigentümern verschafft man
Erleichterung durch das leer pumpen, der an ihre Häuser angrenzenden Gräben. Diese Arbeiten nehmen
den ganzen Samstag in Anspruch. Da sich in Ivenfleth die Lage auch am Samstagabend nicht merklich
verbessert hat, wird aus Glückstadt eine in Bereitstellung stehende Berliner THW Einheit angefordert,
um das Wasser aus einer Wettern in die Au zu pumpen. Diese Einheit trifft um 20:15 in Borsfleth ein
und beginnt sofort mit ihrer Arbeit. Die ganze Nacht bis Sonntagnachmittag wird von den Kräften des
THW aus Ivenfleth und den angrenzenden Weiden 21000 Kubikmeter Wasser in die Au gepumpt. Als am
Sonntag die Kräfte des THW ihre Heimreise nach Berlin antreten endet auch für die Feuerwehr Borsfleth
dieser Einsatz. Lediglich am Klärwerk muss noch die vom Traktor betriebene Pumpe weiterlaufen; ihre
Beaufsichtigung wird durch die Anwohner der Gustav-Augustin-Straße selbst durchgeführt, bis auch
diese Pumpe am Dienstagabend abgezogen wird.
Am Ende möchte ich mich bei allen bedanken die uns bei diesem Einsatz tatkräftig unterstützt
haben. Besonders bei der Firma Peters Bau die uns problemlos Pumpen und Material zur Verfügung
gestellt hat, allen Anwohnern die uns mit Getränken, Wurst und ähnlichen versorgt haben; der
Gaststätte zum Aukrug, die der Feuerwehr am Samstag ein Mittagessen spendierte, sowie bei allen
Feuerwehrkameraden und allen Helfern die teilweise rund um die Uhr im Einsatz waren.
Das Wetter in Borsfleth vor 100 Jahren
"Die Witterung im Jahre 1902 war im ersten Teil des Frühjahres gut, was die Einsaat begünstigte.
Dann aber trat längere Zeit kalte, zum Teil auch nasse Witterung ein, so dass zum Beispiel bis zum
24. Mai (Sonnabend nach Pfingsten) in den Klassen geheizt werden musste. Ende Mai setzte dann schönes
Wetter ein, so dass die Heuernte gut verlief. Die Rapssaat und das Korn dagegen konnten erst spät
eingeerntet werden wegen allzu großer Kälte und Nässe. Die Rapssaaternte zum Beispiel begann erst
Mitte August, die Bohnenernte in der ersten Oktoberhälfte." (aus der Schulchronik)
Wussten Sie schon, dass...
Die Bisamratte Anfang 1900 wegen ihres Pelzes aus Nordamerika eingeführt wurde? Sie gehört zu den
wühlmausartigen Nagetieren. Ihr Hauptaufenthalt ist das Wasser. Durch den Bau ihrer Röhren an
Deichen, Dämmen und Böschungen richtet sie großen Schaden an. Sie ist unempfindlich gegen Abwasser
und vermehrt sich mit jährlich 30 Nachkommen stark. Ihr natürlicher Feind ist der Iltis.
Der amtlich bestellte Bisamjäger in diesem Herbst allein an einer Stelle in der Kremperau 47
Bisamratten gefangen hat und in der Borsflether Wettern, zwischen Büttel und Altendeich, über 150
Stück?
Bisambraten als Leckerbissen gilt?
Ein Beitrag zur Borsflether Schulgeschichte
Die Anfänge des Volksschulunterrichts, Martin Luther und die Reformation gehören zusammen. Die
Kirchenordnung von 1542 verlangte, dass in allen Städten und Flecken eine Schule sein sollte. Eine
große Rolle spielte dabei natürlich der Religionsunterricht. Die Gründung und Unterhaltung waren
Sache der Gemeinde! Die Schulaufsicht übte der Bischof aus. Die Küster sollten einmal in der Woche
Unterricht erteilen. Dem Katechismusunterricht schlossen sich dann bald Lesen, Schreiben und Rechnen
an. Ein wesentlicher Fortschritt war die Volksschulordnung Christians III. von 1544, er ordnete
"Kapellanschulen" an (ursprünglich nur für Jungen) und stellte sie unter die Aufsicht der Pfarrer.
Der norddeutsche Reformator und Lutherfreund Bugenhagen setzte dieses beim König auch für Mädchen
durch.
Zwar ließen die Schulen hier und da zu Wünschen übrig, aber man wusste sehr bald ihre Bedeutung
zu schätzen. So wurde in der Kirche nach Luthers Lehre gelesen und gesungen. Und wie leicht wandelte
sich die Luthersprache in ein kräftiges Plattdeutsch. Genau so schnell hat dann auch das Hochdeutsche
Eingang gefunden, zuerst in den oberen kirchlichen Behörden. Der Wechsel vollzog sich ganz allmählich
ohne jede Verordnung. Die alten Prediger machten den jüngeren Geistlichen, die der hochdeutschen
Sprache mächtig waren, Platz.
Am Anfang bestand in Borsfleth wie überall eine Kirchspiel-Schule. Sie war nach ihrer Zerstörung
1627/28 - im 30jährigen Krieg - 1683 wieder erbaut worden (frühere Besitzer u.a. Pahl und Rehberg,
heute Familie Stern, Carl-Lentsch-Str.4) und ist auch heute noch als Borsfleths ältestes Schulhaus
zu bewundern. Die Nachbarschaft zum Pastorat zeigt auch die enge Bindung an die Kirche (siehe auch
Tafel am Pastorat und weiteres in der Dorfchronik). Der Lehrer war meistens auch gleichzeitig
Organist (bis ins 20. Jahrhundert).
Im Oktober 1812 wurde ein zweites Klassenzimmer angebaut und ein Elementarlehrer (für die
unteren Jahrgänge) angestellt. Unser früherer Pastor Wilhelm Kollenrott berichtete in der
Zeitschrift "Kirche der Heimat" Nr.16/1969 von einem Schul-, Schreib-, Sing- und Rechenmeister
Claus Groth. Er wurde am 12.01.1817 geboren und ist am 02.04.1856 in Borsfleth verstorben. Er war
mit Margaretha Sophia Kühlsen verheiratet. Sein Vater Carsten Groth stammte aus Neuenkirchen; ob er
etwas mit unserem früheren "Udel" Claus Groth zu tun hat, ist mir nicht bekannt. Er hatte drei Söhne
und zwei Töchter, damit war die Borsflether Schulstelle für die damalige Zeit verhältnismäßig einträglich
geworden (1812 gehörte die 1. Lehrerstelle in Borsfleth zu den Spitzenstellen in der Probstei, siehe
auch Borsflether Zeitung Nr.16).
Im Jahre 1850 wurde von dem Schulkollegium ein weiteres Gebäude gekauft, sowie ein Schulzimmer
für die Kinder der zweiten Klasse eingerichtet bzw. angebaut, gleichzeitig ein selbständiger Lehrer
angestellt. Es handelt sich hierbei um das Gebäude in der Schulstraße 11-13, heute in Privatbesitz.
Im Jahre 1903/04 wurde das jetzige alte Schulhaus (Gemeindehaus) für 33000 Mark erbaut, da die
anderen beiden Häuser nicht mehr den Anforderungen genügten. Am 11.08.1903 wurde der Grundstein
gelegt. In den Sockel der Vorderfront wurde eine Tonröhre mit Urkunden, Nachrichten und Zeitungen
eingemauert. Richtfest war am 26.09.1903 und am 02.09.1904 Einweihung. Die beiden alten Schulhäuser
wurden verkauft; sie stehen heute noch!
(Quellen: Kirchliche Statistik, Band I-III und Borsflether Schulchronik)
Heinz Nitzsche
Die Geschichte
Durch einen Ruck, den er im ganzen Körper spürte, wachte Jens Trautmann auf. Noch ein bisschen
benommen setzte er sich auf. Da erst realisierte er, dass er auf Urlaub war.
Mit seiner Verlobten war er erst wenige Tage bei einem Bauernhof in Schleswig Holstein
untergekommen. Ein Hof in der Umgebung von Borsfleth und Krempe. Ein idyllischer Ort zwischen
Weiden, Deichen und malerischen Ortschaften.
Da Jens und seine Verlobte diesen Urlaub recht kurzfristig geplant hatten und ohne Vorkenntnis
bzw. ebenso ohne Vorbestellung darauf losfuhren, hatten sie sogar noch richtig Glück, dass sie ein
kleines Zimmer abseits des Haupthauses des Hofes im oberen Stock bekommen hatten.
Jens war Bankangestellter in Nürnberg, seine Verlobte arbeitete in einer Modeboutique in der
gleichen Stadt, in der sie auch wohnten.
Es zog Jens plötzlich hierher. Unbedingt hier sollte dieses Jahr sein Urlaub stattfinden. Silke,
seine Verlobte wusste zwar nicht warum, da sie aber selbst keine anderen Vorschläge hatte, stimmte
sie zu. Der Grund, warum Jens in diese Gegend wollte, war der, dass sein Vater ihm vor vielen Jahren
erzählt hatte, dass die Wurzeln der Familie hier lagen. Vor über 200 Jahren wanderten Urahnen der
Familie hier ganz plötzlich aus und ließen sich im Raume Nürnberg nieder. Wieso und warum, wusste
auch Jens Vater nicht.
Wieso Jens dies nach all den Jahren wieder einfiel, wusste er selbst so recht nicht, aber es war
eben so und der Drank diesen, für die Familiengeschichte so entscheidenden Gabelungspunkt näher
kennen zu lernen, erdrückte ihn beinahe schon.
Mit einer Straßenkarte und einem Ortsverzeichnis auf einem alten, vergilbten Zettel, den sein
Vater beschrieben hatte, machten sie sich auf den Weg. Bei zwei Höfen mit Fremdenzimmern hatten sie
kein Glück - alles belegt. Und eigentlich nur, weil sie sich verfahren hatten, stießen sie auf den
Hof, der ihnen dann Quartier bieten sollte. In den vorangegangenen Tagen machten sie Ausflüge in der
ganzen Umgebung. Vor allem bei Kirchen und Amtshäusern machten sie Halt, um in alten Büchern
Einschau zu halten, um an Informationen über Jens Urahnen zu gelangen. Doch nirgends schien der Name
Trautmann auf. Vielleicht, so wurde ihm gesagt, handle es sich um Erntehelfer bzw. Hofangestellte,
die dann natürlich kaum vermerkt wurden.
Am Abend des gleichen Tages saßen die Besitzer des Bauernhofes und fast alle Gäste des Hofes im
Raum unter dem Fremdenzimmer von Jens uns Silke beisammen. Es war ein recht großer Raum mit einer
Theke darin, die an einen uralten Kaufmannsladen erinnerte. Alte Tische, Stühle und Bänke waren
liebevoll zusammengetragen worden. Viele alte Bilder hingen an den Wänden, 2 Öfen standen im linken
hinteren Teil. Auf einem ca. 1,5 Meter langen, an der Wand montiertem Regal mit kleinen Spiegeln
darunter waren Unmengen von Kuhfiguren aller Art - aus allen nur erdenklichen Materialien und ebenso
an Größe und Farbe ganz unterschiedliche Objekte - zusammengetragen worden. Doch eines hatten sie
alle gemeinsam: Es waren Kühe. Altes Bauernwerkzeug und ebenso Rahmen mit alten Sprüchen hingen an
den Wänden. Dieser Raum war immer noch Verkaufsraum für allerlei Sachen: unter anderem Lammfleisch
sowie Honig, Butter, Joghurt, Käse und, vor allem, auch Brot. Dieses Brot wurde hier selbst gebacken.
Und weil sich im kleinen Zimmer nebenan (in dem auch der Treppenaufgang zum Fremdenzimmer war) der
Ofen zum Backen des Brotes befand, wurde der Verkaufsraum auch "Backstube" genannt. Es war üblich,
so erfuhren Jens und Silke und die anderen Gäste, dass an jedem Donnerstag ein gemütliches
Beisammensein vonstatten ging. Natürlich gesellten sich die beiden auch dazu. Allesamt Sachen wurden
dann dort besprochen und erzählt; Meinungen ausgetauscht, und wie schon fast überall auch über
Politik diskutiert. Dann erzählte der Bauer von der Geschichte des Hofes und dass dieser schon
lange in Familienbesitz war und er wusste darüber hinaus auch über die Geschehnisse des Hofes
Bescheid. Das detaillierte Wissen über die Entstehungsgeschichte und Fortgang derselben machte
Jens richtig neidisch - auch er hätte gerne mehr über seine Familiengeschichte gewusst.
"In diesem Raum übrigens", so fuhr der Bauer fort, "haben sich die Großbauern früherer, lang
vergangener Zeiten zusammengefunden und diverse Absprachen getroffen. Wie viele Saisonarbeiter
aufgenommen werden durften, Preise für den Verkauf wurden ebenso untereinander abgesprochen.
Eheerlaubnisse wie auch Verbote für die Angestellten der Höfe wurden ausgesprochen, um den
Fortbestand der eigenen Knechte und Mägde sicher geregelt zu wissen. Und natürlich wurde in dieser
Backstube auch über aufkeimende Revolten der Arbeiter gesprochen. Und natürlich, nach Absprache,
wurde auch dagegen vorgegangen. Und das auch blutig, wenn es nötig war. So gut wie diese
Unterredungen untereinander für die Großbauern auch waren, so gefürchtet waren diese unter allen
Arbeitern der Umgebung. Denn es ging diesen Herren natürlich nur um das eigene Wohl. Und alles,
was diesem Wohl im Weg war, wurde aus dem Weg geräumt. Und alles, was in diesem Raum beschlossen
wurde, wurde auch umgesetzt. Ganz gleich, wie viel Leid es für die Arbeiter gebracht hatte.
"Diese kartellähnlichen Zusammentreffen waren die schwärzesten Punkte in der Geschichte der
Umgebung" schloss der Bauer seine Worte über die Geschichte des Raumes. Zuerst starrten alle
Anwesenden gebannt auf das Gesicht des Erzählers und nachdem das letzte Wort verstummte, wanderten
die etwas respektvollen Blicke an allen Punkten der Backstube entlang. Die Bäuerin indes saß ruhig
daneben auf einem großen, gepolsterten Stuhl und strickte, so schien es, Kindersocken für den Winter.
Sie hat diese Geschichte wohl auch schon unzählige Male gehört. Den Gästen des Hofes dafür war ein
Unbehagen bzw. ein Schrecken darüber ins Gesicht geschrieben. Zum Einen mehr, als gerade in diesem
Moment der untere Teil der zweigeteilten Ausgangstüre durch einen Windstoß mit lautem Krachen zuflog.
Als wenn der Erzähler dies zum Ausklang seiner Geschichte erwartete, blickte er mit einem leichten
Grinsen durch die Runde. Die Zuhörer jedoch schauten etwas verängstigt durch das geschlossene
Fenster in das Dunkel der Nacht. Wenig später standen alle auf und verließen die Backstube Richtung
Bauernhaus bzw. Richtung der Ferienhäuser.
Jens und Silke hatten den kürzesten Weg und stiegen im Raum, in dem sich der Backofen befand,
die Treppen hoch. Nach kurzer Zeit lagen sie auch schon im Bett. Silke, die mit dem Einschlafen nie
Probleme hatte, schlief alsbald tief und fest ein.
Jens dafür ging die Geschichte nicht aus dem Kopf.
Immer wieder wälzte er sich hin und her und seine Gedanken sprangen von der erzählten Geschichte
über die Schreckensherrschaft der Großbauern bis hin zu den großen Lücken in der eigenen
Familiengeschichte. In welchem Zusammenhang lagen wohl die Wurzeln seiner Familie mit dieser
grauenhaften Geschichte? Wissend, jetzt wohl kaum Schlaf zu finden, stand Jens auf und stieg die
Treppe herunter. Er wollte eigentlich vor die Türe gehen, um ein paar Schritte zu machen und, vor
allem, um durch frische Luft wieder klare Gedanken fassen zu können. Doch als er das letzte Brett
der knarrenden Holztreppe erreichte, hörte er leise Stimmen, die eindeutig aus der Backstube drangen.
Er konnte allerdings nichts verstehen. Er dachte, dass sich wohl noch Leute zu einem Gespräch
eingefunden hatten und beschloss, den Raum zu betreten. Doch als er die Türe geöffnet hatte, merkte
er, dass es ganz finster in der Backstube war. Auch war mit einem Mal nichts mehr zu hören. Er
schaute links hinter die geöffnete Türe, wo sich zwei der drei im Raum befindlichen Tische befanden.
Doch keiner der Tische war besetzt. Er musste sich geirrt haben. Niemand im Raum - wohl, so dachte
er sich, hat der Wind stimmenähnliche Geräusche durch Dachluken und - ritzen hervorgerufen. Trotzdem
schloss er die Türe hinter sich und befand sich jetzt mitten im Raum und nahm den Geruch des alten
Holzes auf. Er drehte sich zur Eingangstüre um. Jene, die den angsterregenden, lauten Krach beim
Zufallen von sich gegeben hatte. Doch nun war diese fest versperrt. Kein Mucks ging von ihr aus.
Doch - da waren sie wieder, die Stimmen. Jene, die er vor wenigen Minuten noch von vor der Seitentüre
aus vernommen hatte. Doch nun waren sie viel lauter. Mit starrem Blick drehte sich Jens um und sah
mit Entsetzen an dem Tisch unter dem Regal mit den vielen Kühen vier Männer sitzen. Die Angst
schnürte seinen Brustkorb und ebenso seine Kehle zu. Denn in diesen Männern, die Anzüge anhatten,
die wohl seit Hunderten Jahren nicht mehr produziert wurden, war nichts Lebendiges mehr. Ganz im
Gegenteil: sie hatten zwar alle menschliches Aussehen, aber sie waren alle leicht durchsichtig und
schimmerten in einem leichten bläulichen Schein. Sie diskutierten laut und heftig - doch konnte Jens
trotzdem nichts verstehen. Wie angewurzelt blieb er stehen. Er konnte nichts tun, außer seine Blicke
auf die vier Geister zu fixieren. Doch sie schienen ihn überhaupt nicht zu bemerken. Doch mehr und
mehr konnte er nun das Gesprochene verstehen. Zunächst nur Worte - dann Satzteile und schlussendlich
das gesamte Gesprochene.
Und genau in diesem Moment, als er realisierte und bemüht war gänzlich zu verstehen, was sie
besprachen, fing einer der vier, jener, der auf der gepolsterten Bank unter dem Regal saß, zu
sprechen an: "Ich möchte nun zur Sprache bringen, was wegen Olaf und Ingaard getan werden muss.
Olaf, ein Feldarbeiter von dir Sven (er sah einen der Mitdiskutanten an), hat trotz Verbotes meine
Magd Ingaard wiederholt getroffen. Kurz, bevor ich Olaf mit einer Peitsche niederstrecken konnte,
brannten er und Ingaard durch und wurden nicht mehr gesehen. Eine Schmach, die mich seit vielen,
vielen Jahren verfolgt. Doch heute, so fügte er hinzu, kann ich Genugtuung erlangen. Heute ist der
Tag der Vergeltung. Heute ist deren Blut in Form eines Nachfahren zu uns zurückgekehrt!" Plötzlich
schauten sie alle gleichzeitig Jens an. Dieser bemerkte, dass nun auch er in blauem Schimmer, leicht
durchsichtig vor ihnen stand. Jens erschrak darüber so sehr, dass er nicht mehr daran denken konnte
zu fliehen.
"Jens Trautmann" fuhr der Mann mit einer sehr sonoren Stimme fort und stand dabei auf "deine
Familie ist des Hochverrates schuldig gesprochen worden. Du bist nun über 230 Jahre später
hergekommen, um die Strafe entgegenzunehmen."
Der Mann ging zu Jens hinüber und legte seine Hand auf Jens Hals. Sie war eiskalt und Jens
spürte Härchen wie Spinnweben über seine Haut gleiten. Diese Eiseskälte übertrug sich auf den ganzen
Körper von Jens und von Sekunde zu Sekunde spürte er, wie ihn seine Kräfte verließen. Er spürte wie
ihm, beobachtet durch die Blicke seines Richters und zugleich seines Henkers, die Kraft fehlte, die
Beine aufrecht zu halten und er kippte nach hinten um. Das war auch schon alles, was er noch mitbekam.
Am nächsten Morgen wachte Silke gut erholt auf. Sie wollte den neben sich liegenden Jens aufwecken,
doch das gelang ihr nicht. Jens war in dieser Nacht verstorben. Alsbald wurde der Notarzt gerufen
und der Tod von Jens Trautmann bescheinigt. Gehirnschlag wurde als wahrscheinliche Todesursache
angegeben. Zum Abtransport wurde die Leiche von Jens auf eine Bahre gelegt und vorsichtig die steile
Treppe hinuntergetragen.
Niemand bemerkte, dass die linke Hand des Toten zu einer Faust festgekrampft war und als diese
gegen den Türrahmen stieß und aufging fiel eine kleine Figur aus der Hand. Es war eine Porzellankuh.
Eine, der vielen vom Regal aus der Backstube.
Tage später wurde diese vom Bauern des Hauses beim Backen von Brot in einem Eck links neben der
Türe entdeckt und in die danebenliegende Backstube auf den leeren Platz auf das Regal gestellt.
In jenem Raum, in dem vor vielen, vielen Jahren die Großbauern der Umgebung...
Fusionen in der Kirche oder Einsparungen 'mal anders
Die angeordnete Fusion der Kirchengemeinden der Krempermarsch ist gründlich daneben gegangen und hat
in den Gemeinden Frust und Verwirrung hinterlassen. Es können eben nicht Kirchengemeinden so einfach
wie Sparkassen zusammengelegt werden. Man kann nur hoffen, dass es nicht zu weiteren Kirchenaustritten
kommt.
Zur Einsparung bei der Kirche, trotz des schwierigen Themas, ein humoriger plattdeutscher Vorschlag
von Hermann Bärthel mit der Überschrift "Church-Card":
Wenn een so'n Drömel is as ick, denn duurt dat jo mehrstiets 'n beten, ehr datt he mitkriggt,
wat Trumpf is. Un dütthalven heff ick mi ok tähmlich wunnert as nülich in'n Hamborger Michel 'n
Gottesdeenst för Katten, Hunnen un Piepers afholln wurr. Ick har mi ok nich mehr wunnert, wenn de
Paster sien Predigt för Blomenpött oder Schimmelpilze holln harr, denn de sünd jo ok lebennig, nich?
Blots - wat schull dat? Seker hett uns Herrgott ok de Kakerlatschen in de Welt sett, man datt de
denn ok to Kark gaht - ick weet nich. Nah veel Gruveln aber is mi klor worrn, datt dat woll blots
so'n PR-Gag vun de Kark weer, denn de Karkenmännätschers mööt jo ok mit de Tiet gahn un tokieken,
datt dat Huus vull ward -.
Un de laat sick jo nu würklich wat infallen! To'n Bispill de Church-Card, de sick de swatten Top-VIPs
vun de fiev Hamborger Hauptkarken utklamüstert hebbt ... echt clever, segg ick di! Nicks mehr
vunwegen eenfach in de Kark stebeln un beden - eerstmol dien Koort wiesen! Schuuvst dien güllen
Church-Card dörch den Schlitz an'n Ingang, un furts bruust dor binnen de Orgel loos, de Paster jumpt
rin in sien'n Swattkittel un gifft di sien'n Segen, op Kredit, sotoseggen nah dat Motto: "Beten Sie
einfach mit Ihrem guten Namen!"
Un womöglich ward de Gottesdeenst in Tokunft so afrekent as 'n Blinddarm bi de Krankenkass also för
de Förstklahs-Christen mit alle Schikanen: Chor, Orgel, Blomen, Paster mit Deodorant; oder op
Soziallevel mit twee Minuten Keyboard vun Cassette un Plastikbloom, un de Paster löppt blots eenmol
dörch mit "Halleluja, beinhart!"
Un de Kark hett jo noch veel mehr Service op Lager; is also denn keen Ünnerscheed mehr to Sporkass,
American Excess oder Ferien-Club. Un so as de Automobilclub dien'n Boddieh nah'n Crash afsluut
ümsünst nah Huus kohrt, so suust dien Seel denn mit de Church-Card rasant in'n Heven.
Blots dor boben - ick meen, wenn du dor bi Petrus denn ok noch dien Koort wiesen muttst -? Du weetst
jo - dat leste Hemd hett keene Taschen... Wohen denn mit de Church-Card?
Also, dor brukst du nu keen Bammel to hebben: Wenn dat mol sowiet is, un du kniepst den Mors to,
denn so klemmst di eenfach de Church-Card dortwüschen!
Spielmanns - und Fanfarenzug der FF Borsfleth
Am 1.12.1960 wurde der Spielmannszug Borsfleth unter maßgeblicher Beteiligung von Friedrich Bratzke
ins Leben gerufen. Er bestand aus 19 Männern, die auf ausgemusterten Instrumenten der Bundesbahn die
1. musikalischen Klänge von sich gaben. Als Ausbilder konnte Martin Lott aus Glückstadt gewonnen
werden und die Stabführung übernahm Heinrich Mester.
Am Anfang ihres Wirkens beschränkten sich die Auftritte auf Borsfleth und Umgebung, aber durch
regelmäßiges üben in den Frühstücksräumen der Firma Peters-Bau GmbH wurde das Liedgut erweitert und
schon bald war der Spielmannszug Borsfleth auch über die Kreisgrenzen hinaus bekannt.
Ab 1968 bereicherten die 1.weiblichen Mitglieder den Spielmannszug Borsfleth der neben
Standartauftritten wie Geburtstagständchen auch auf Laternenumzügen oder Gildefesten immer gerne
gesehen und gehört wird.
Damit neben den Auftritten und den Übungsabenden die Kameradschaft nicht zu kurz kommt wurden
in den vergangenen Jahren viele Ausfahrten wie z.B. nach Goslar, Hameln, Bad Lauterberg oder
Delmenhorst unternommen und auch zum Karneval in Düsseldorf ist der Spielmannszug schon gewesen.
Heute nach über 40 jähriger Vereinsgeschichte (die Jubiläen wurden natürlich ordentlich gefeiert)
besteht der Verein aus 22 Erwachsenen und 4 Jugendlichen Mitgliedern, die sich im Verhältnis 10
Männer und 16 Frauen im Alter von 12 bis 63 Jahren aufteilen. Die Zahl der passiven Mitglieder
beläuft sich auf 11, die der Ehrenmitglieder auf 3. Jeden Donnerstag trifft man sich im Vereinslokal
"Zum Aukrug", um neue Lieder einzustudieren und das bereits erlernte zu vertiefen. Am 1.Mai jeden
Jahres ist für den Spielmannszug Borsfleth Saisonauftakt im Ausflugslokal Zur Störmündung, dem sich
über das Jahr verteilt ca.30 Auftritte anschließen.
Vorsitzende
1960-86 - BM Friedrich Bratzke
1986-98 - OLM Hans Mester
seit 1998 - BM Heiko Mohr
Stabführer
1960-68 - FM Heinrich Mester
1969-80 - LM Georg Konietzny
1981-82 - FM Rolf Töllner
1983 - FM Volker Tietze
1984-86 - FF Gitta Lipinski
1987-2000 - FF Katrin Peters
seit 2000 - FM Ingo Süßle
Ausbilder
1960-75 - Herr Martin Lott
1976-80 - LM Georg Konietzny
seit 1981 - OFF Johanna Mangelsen
Ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes "Neues Jahr 2003" - wünscht Ihnen die Redaktion.
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